Das Forschungsprojekt „Aktuelle Tendenzen in den wissenschaftlichen Integrationsprozessen mit Migrationshintergrund“ bildet den vierten Teil des im Jahr 2005 begonnenen, vom Referat Wissenschafts- und Forschungsförderung und von der Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien geförderten Projektes „Herkunft, Dispositionen und Stellung(nahmen)“.
Bisher wurden sieben Interviews durchgeführt. In diesem Teil des Projektes wurden zwei weitere Wissenschaftlerinnen interviewt. Ihre wissenschaftlichen Karrieren wurden rekonstruiert und mit den im Vorprojekt untersuchten Karrieren verglichen. Beiden Akteurinnen sind ihre Muttersprache, ihr Migrationshintergrund, ihr derzeitiger Wohnort Wien und ein ähnliches Forschungsgebiet gemeinsam.
Die Rekonstruktion von Karrieremustern am Beispiel von zwei Humanwissenschaftlerinnen der jüngeren Generation und der Vergleich ihrer Karrieren mit jenen, die ihren Verlauf in den 1970er-Jahren begonnen haben, hat ergeben, dass die handlungsentscheidenden Zwänge wie Prekariat, Unsicherheit, die Forderung nach Flexibilität und Vielfachkenntnissen sich verschärft haben.
Der Verlauf der beiden Laufbahnen bestärkt jene aus den bisher geführten Interviews abgeleitete These, wonach die Herkunftskultur im humanwissenschaftlichen Bereich unter den Ungarn in Österreich eine zentrale Rolle spielt. Sie rückt nicht nur bei der Wahl des Studiums, sondern auch bei den später zu erforschenden Themen oft in den Mittelpunkt. Hinsichtlich der Wahl des Forschungsgebietes konnte in den meisten Interviews die Beobachtung gemacht werden, dass die Akteure am Anfang ihrer Laufbahn ein Forschungsgebiet oder -Thema wählen, das in geringem bis keinerlei Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Kultur steht. Es konnte jedoch beobachtet werden, dass dieses „Fremdgebiet“ nach einer gewissen Zeit sukzessive verlassen wird und man sich einem Forschungsbereich zuwendet, der mit der ursprünglichen Kultur zusammenhängt.